Eine Karriere nach Mass

05.08.2008

Kopf der Woche im Winterthurer Stadtanzeiger

Sommerloch? Sunita Kunsanthia kennt das nicht: «Wir haben alle Hände voll zu tun», sagt die Inhaberin von «Sunita Suits», einem Label für Massanzüge. «Aber wir lassen uns dadurch nicht stressen.»

Sommerloch? Sunita Kunsanthia kennt das nicht: «Wir haben alle Hände voll zu tun», sagt die Inhaberin von «Sunita Suits», einem Label für Massanzüge. «Aber wir lassen uns dadurch nicht stressen.» Die 27-Jährige wirkt nicht nur entspannt, sondern auch sehr zierlich – man könnte sie auf den ersten Blick glatt unterschätzen. Aber rasch wird klar: Das ist eine clevere Jungunternehmerin, die es faustdick hinter den Ohren hat. Vor vier Jahren hat die Winterthurerin ihre eigene Firma in Zürich gegründet – mit gerade mal 2000 Franken. Inzwischen erreicht sie einen Umsatz von rund einer Million Franken pro Jahr. Ihr Konzept: Hochwertige Massanzüge zu fairem Preis (bis 900 Franken). Zudem hat sie Seidenkrawatten und Hemden im Sortiment. Rund 2500 Kunden befinden sich unterdessen in ihrer Kartei. «Vorwiegend Businessmänner», wie sie sagt. «Und immer mehr Junge.» Dabei hat sie noch nie einen Franken in Werbung investiert. «Ich habe das Glück, dass mein Geschäft über Mund-zu-Mund-Propaganda funktioniert.»

Gestartet als Ein-Frau-Unternehmen, beschäftigt sie heute über 30 Angestellte in der Schweiz sowie in Thailand, wo die Anzüge hergestellt werden. Die Firma hat sich auch zum Familiengeschäft entwickelt: Die Schwester arbeitet im Verkauf mit, der Vater regelt die Geschäfte in Thailand. Das sei nicht immer einfach, sagt Sunita Kunsanthia. «Ich musste lernen, mit meiner Familie, die mir so nahe steht, zusammenzuarbeiten.» Schon zuvor war ihr Vater im Anzugbusiness tätig. «Weil ich in einer Schneiderfamilie aufgewachsen bin, konnte ich schon sehr früh Know-how sammeln», sagt die Jungunternehmerin. Der Rest war «Learning by Doing». Weder eine Schneiderlehre noch eine kaufmännische Ausbildung hat sie absolviert. Sie weiss, was sie kann, verliert dabei aber nie die nötige Portion an Selbstkritik: «Ich habe auch viele Fehler gemacht», gibt sie zu. «Auf einen Schlag hatte ich eine grosse Verantwortung auf den Schultern zu tragen.» Das Leben als erfolgreiche Businessfrau hat sie heute «im Griff». «Ich bin viel entspannter als noch vor vier Jahren», sagt sie und bezeichnet sich selbst als einen «zufriedenen Workaholic». Inzwischen gönnt sie sich wieder mehr Freizeit, verbringt viel Zeit mit ihrem Freund oder spielt Tennis. Und das soll auch so bleiben. Deshalb steht auf ihrem Zukunftsplan: «Eine langfristige Mitarbeiterin finden, die mich entlasten und weitgehend vertreten kann.» Und sobald das klappt, werden die eigenen Familienpläne umgesetzt.

080805_winterthurer_stadtanzeiger.pdf